Es ist kein Leichtes, sich zu verabschieden. Schon damals, als wir von meinem geliebten Vater Abschied nahmen, fiel es schwer, die richtigen Worte zu finden. Und auch heute ringen wir um Worte, denn die letzten Monate meiner geliebten Mutter waren nicht von Leichtigkeit gezeichnet. Doch hier und heute geht es nicht darum, ein Leben in nüchternen Stationen zu erfassen, sondern um das Vermächtnis, das aus einem solch gelebten Leben hervorgeht. Die Facetten ihres Herzens, die Schöpfenskraft ihrer Seele, die Leuchtkraft ihrer Liebe – all das soll uns Orientierung sein.
Zu verstehen, dass wahre Erfüllung nicht in Bequemlichkeit liegt, nicht in Egozentrik, nicht in einer opportunistischen Anpassung an die Welt, die von flüchtigem Glanz und trügerischem Glimmer verführt. Es ist die Liebe, das Verzeihen, die Familie und der Glaube, die unser Leben beleben und erheben.
Geboren in eine Zeit, in der ihr Leben und das ihrer Familie fremder Willkür ausgeliefert war, wuchs sie in einem System auf, das schweigen hieß. Schweigen – nicht aus Wahl, sondern aus Ohnmacht, aus der Notwendigkeit, in einer erbarmungslosen Welt zu überleben. Dieses Schweigen, diese tiefe innere Geduld hat sie in ihren letzten Monaten erneut durchlebt – eine Prüfung, die unsagbare Kraft erforderte. Und doch war ihr Schweigen nie leer, sondern gefüllt mit einem Wissen, das nur diejenigen verstehen, die viel ertragen und noch mehr geliebt haben.
Ihre Schaffenskraft war ein Leuchtfeuer, ihre Intelligenz klar wie ein Gebirgsbach, ihr Sinn für das Notwendige von einer seltenen, fast überirdischen Präzision. Die Not der frühen Jahre, die Knappheit, das Sparsame haben sie nicht verbittert, sondern ihre Seele gestärkt und sie zu dem einzigen und wahren Reichtum geführt: zum Glauben, zum Vertrauen in den lieben Gott. Ein Glaube, der in ihren Blumen sichtbar wurde – jahrzehntelang ihr strahlendes, erhellendes Schaffen, das nicht nur die Gärten verschönerte, sondern auch unsere Herzen. In jedem Blütenblatt, in jeder Farbe, in jeder Blume lag ihre Liebe, ihre Hoffnung, ihr leuchtendes Sein.
Wir als Familie verneigen uns in Dankbarkeit vor dir. Du hast dafür gesorgt, dass uns an nichts mangelte, hast dich gekümmert, hast gewacht, hast gehandelt – unermüdlich, mit klarem Blick, mit einer tiefen, fast unerschütterlichen Kraft. Wir danken dir für die Wärme deines Wesens, für die Momente des heiteren Schalks, für deine erzählerischen Ausflüge in die Erinnerungen, die uns ein Lächeln ins Herz zauberten.
Nun aber, geliebte Mutter, ist deine Reise vollendet. Doch wir wissen, wir fühlen und wir glauben, dass der liebe Gott für dich einen besonderen, leuchtenden, regenbogenbunten Platz bereithält. Ein Ort, wo du wieder mit Vati vereint bist, wo kein Schmerz mehr ist, nur Licht, nur Liebe, nur ewige Geborgenheit. Mögest du in Frieden ruhen, umgeben von dem göttlichen Glanz, den du in deinem Leben so sehr gesucht und gefunden hast.
Danke
Clemens, Dorian, Thomas