"Bua, an Hof muasst aus Überzeugung führen. Egal ob zwoa oder zwoanzg Kiah im Stoll stehn." - Deine Worte an mein 15-jähriges Ich. Damals, als ich, wie so oft und heute noch, meine bäuerlichen Fähigkeiten bezweifelt habe.
Nur kurz waren meine Eltern auf Urlaub und zum ersten Mal mit 19 Jahren musste/durfte ich im Sommer 2006 den Hofalltag alleine bestreiten. Ganze vier Tage (lang). An Milchkammer-, Stall- und Haustür wurde ein weißer Zettel geheftet, darauf vermerkt die Notrufnummer: 03155/3100 (Bauer Werner). Im Mittelfach am alten Traktor liegt der Zettel heute noch.
Weißt Du, jeder junge Bauernsohn meint zu glauben, den Hof "eh auch alleine meistern zu können, was denkt ihr denn bitte?" Doch im Insgeheimen keimen gleichermaßen - in eben diesem Bauernsohn - wie wohl die Saat am Feld die größte Angst und wahrlich die schwierigste Frage seiner Kindertage: "Wie soll und werde ich das bloß ohne den Papa schaffen?" Diese eine Frage quält auch mich. Weil es eines Tages wohl kaum eine 'Notrufnummer' mehr geben wird, unter der ich (s)eine Antwort erhoffen mag.
Dein Hof und Deine Felder, lieber Werner, sind heute gut bestellt. Es ist die Ernte Deiner Saat. Und als Bauernsohn blicke ich demütig empor zu Dir. Weil Du nicht nur mir oft ein Lehrer gewesen warst, so viele Deiner Schülerinnen und Schüler wussten ebenso zu berichten: "Jo, da Bauer Werner, der ist lässig!"
Die Nachricht über Dein so frühes Heimgehen hat mich heute tief getroffen. Und wenngleich wir uns zuletzt sehr selten gesehen haben, meine Erinnerungen an Dein lebensfrohes Sein und Gegenüber und Deine ehrlichen Ratschläge "vom Bauer Werner zum 'Bauer' Ewald" bleiben gewiss.
Ruhe in Frieden.
E.W.