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Emil Stinglergestorben am 21. August 2019

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Lieber Emil,

ich war betroffen, als ich erfuhr, dass Du Abschied von dieser Welt genommen hast. Warst Du mir doch in der Jugend wie der große Bruder. Wir haben gemeinsam längere Touren mit dem Rennrad unternommen, an die ich mich alleine wohl nie gewagt hätte, oder wir spielten stundenlang Tennis. Es wird mir immer in Erinnerung bleiben, wie mir mit Deiner Hilfe und Freundschaft der Radaufstieg über die Großglockner-Hochalpenstraßen bis zur Franz-Josef-Hütte gelang, hatten wir uns doch zuvor gründlich auf dieses Abenteuer vorbereitet und waren auf den Dobratsch, zur St. Helena, auf den Pyramidenkogel, zur Klagenfurter Hütte geradelt. Obwohl Du schon mehr Kilometer in Deinen Beinen hattest und eine weitaus bessere Kondition als ich, fuhrst Du immer mit Rücksichtnahme auf mich und ermutigtest mich. Dein vornehmer und froher Charakter war wohltuend und aufbauend.

Außerdem hast Du die Hochzeit von Špela und mir fotografiert. Du hast unsere schönsten Lebensaugenblicke in Bildern festgehalten. Gerade diese Bilder sind ein Sinnbild für Deinen edelmütigen Charakter. Auf keinem der Bilder bist Du zu sehen, klar, du warst der Fotograf, aber mit Deinem Können, mit Deiner Liebe und Deiner Freundschaft hast Du uns beiden und unserer Familie tiefe, unvergessliche Spuren hinterlassen. Die Fotos sind nicht nur eine Erinnerung an unsere Hochzeit, sie sind auch eine Erinnerung an dich. Und so ist es auch heute, wo Du nicht mehr da bist. Deine Liebe, Deine Gutmütigkeit, Dein Edelmut sind tief in unserem Leben verankert, dies alles kann uns der Tod nicht entreißen.

In Erinnerung bleiben werden mir auch die Worte, die Du mir aufgeschrieben hast, als meine Eltern, Deine Patin und Dein Pate, starben. Die Worte haben mich getröstet und mich in der Erkenntnis gefestigt, dass die Liebe im Leben letztlich immer am meisten zählt.

Du warst still, arbeitsam, bis zum Letzten korrekt, ein herzensguter Mensch. Aus Deinem Mund hörte ich niemals ein beleidigendes Wort, und trotzdem musstest Du viele Ungerechtigkeiten durchstehen, auch im Job, in dem Du lang tätig warst, was mich noch heute betroffen macht. Der Herr im Himmel hat das alles gewusst, wusste auch von der Last, die Du tragen musstest. Ich bin überzeugt, dass Du jetzt die Worte unseres Herrn im Himmel gehört hast: „Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ (Mt 25,21)